D.h. die Brüder/ Schwestern stimmen geheim über die Aufnahme mittels weißer und schwarzer Kugeln ab. Wer eine schwarze (also ablehnende) Kugel wirft, muß sich zu erkennen geben und die Entscheidung begründen. Kommen drei oder mehr schwarze Kugeln in geheimer Abstimmung zusammen, gilt der Aufnahmesuchende als zurückgestellt oder abgewiesen. Das eigentliche Aufnahmeritual findet während der sog. Tempel-Arbeit statt. Bei einem „Ja“ werden dann Mitgliedsbeiträge und Kosten für typische freimaurerische Bekleidung (Schurz, Handschuhe, Bijou und ggf. Hoher Hut) fällig. Ebenso ist im Laufe der Zeit ein Kostenbeitrag für die Beförderung und Erhebung in den Gesellen- und Meistergrad zu entrichten. Aufnahmewilligen mit schwachem finanziellem Hintergrund (wie Studenten, Schülern, Arbeitssuchenden etc.) werden die Kosten meist erlassen oder gestundet. Austritte sind üblich und werden als „ehrenvolle Deckung“ bezeichnet. Wechsel zu Logen einer anderen Lehrart oder Großloge sind ebenfalls nicht ungewöhnlich. Für die Arbeit in den weiterführenden Graden, d.h. über den Meistergrad hinaus (in eine Hochgrad-Loge), existieren keine festgelegten Aufnahmekriterien. In der Regel kann man sich dafür nicht bewerben, man wird vielmehr gefragt, ob Interesse besteht. Sog. „Hochgrad-Logen“ entscheiden über die Beitrittszulassung bzw. -einladung intern und geben weder über Beweggründe, noch über Entscheidungen Auskunft.
Aufbauorganisation der Logen
Alle Freimaurer verstehen sich unabhängig von ihrem Grad oder ihren Aufgaben als gleichberechtigte Brüder und treffen Entscheidungen ihrer Loge demokratisch. Freimaurer-Logen organisieren sich wie bürgerliche Vereine; ihnen stehen ein Vorsitzender, der sog. „Meister vom Stuhl“ und dessen Stellvertreter (als Erster und Zweiter Aufseher bezeichnet) vor. Darüber hinaus werden ein Schatzmeister und Schriftführer (Sekretär) gewählt. Gemeinsam bilden diese fünf Personen/ Positionen den Vorstand der Loge, den sog. Beamtenrat. Darüber hinaus werden meist weitere Mitglieder mit besonderen Aufgaben betraut: wie der Redner (eine Besonderheit kontinentaler Logen), die Schaffner (zuständig für das Haus und die Verpflegung), der
Gabenpfleger, Musikmeister, Archivar und Zeremonienmeister. Dazu kommen Ausschüsse, wie z. B. der Aufnahmeausschuss und das Ehrengericht.
Politik und geschichtliche Würdigung
In allen Lehrarten sind Streitgespräche über Tages-, Parteipolitik oder Religion (besonders konfessionelle) verboten. Dies wurde im Auftrag der Ersten Großloge von England von Prediger James Anderson 1723 so verfasst und veröffentlicht und gilt bis heute als freimaurerisches Grundgesetz.
„Auch sollt ihr nichts tun oder sagen, das verletzen oder eine ungezwungene und freie Unterhaltung unmöglich machen könnte. Denn das würde sich nachteilig auf unsere Eintracht auswirken und den guten Zweck vereiteln, den wir verfolgen. Deswegen dürfen keine persönlichen Sticheleien und Auseinandersetzungen und erst recht keine Streitgespräche über Religion, Nation oder Politik in die Loge getragen werden.“ Als ethisch-philosophische Gesellschaft engagiert sich die Freimaurerei „entschieden gegen Illegalität und macht es ihren Mitgliedern zur unbedingten Pflicht, die Landesgesetze zu beachten. Zudem widerspricht es der Toleranzidee der Freimaurerei, ihren Mitgliedern eine bestimmte politische Auffassung vorzuschreiben oder zu verbieten. Ein lobenswertes Ansinnen, das bei der heutigen Verknüpfung von Wirtschaft und Politik aber nur schwer realisierbar erscheint.
In Frankreich sind die Freimaurer und die dortigen Logen im kulturpolitischen Alltag seit je her wesentlich präsenter. So sprach sich bereits 1748 der Philosoph und Freimaurer Montesquieu persönlich für den Grundsatz einer dreiteiligen demokratischen Gewaltenteilung in Judikative, Exekutive und Legislative aus und trat bereits 1789 für Menschen- und Bürgerrechte in Form einer „Freimaurer-Demokratie“ ein.
Im Jahr nach der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776) ging der Marquis de La Fayette nach Amerika, um dort seine Ideale der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu propagieren. Konkret ging es um die Bürgerrechte von Protestanten und die Abschaffung der Sklaverei, die Thomas Jefferson 1776 in Virginia erarbeitet hatte. In dieser Zeit wurde er in Gegenwart von George Washington in eine sog. Militärische Freimaurer-Loge in Morristown aufgenommen. Bei Rückkehr nach Frankreich bereitete man La Fayette einen triumphalen Empfang, und Ludwig XVI nahm ihn in die Nationalversammlung auf. Nach George Washington traten in den Vereinigten Staaten von Amerika viele weitere Präsidenten wie Theodore Roosevelt oder Harry S. Truman öffentlich für die Prinzipien der Freimaurerei ein. Auch die legendäre Tänzerin und Sängerin Josephine Baker war Mitglied der femininen Freimaurer-Loge „Nouvelle Jerusalem“.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzten sich Freimaurer wie Gustav Stresemann (ehem. dt. Außenminister), Austen Chamberlain und Aristide Briand bei den Verhandlungen von Locarno 1925 nachhaltig für internationale Friedensbemühungen bzw. die Völkerverständigung ein. Aristide Briand kritisierte die harten Bedingungen des Versailler Vertrages gegenüber Deutschland und musste infolgedessen 1922 von den Regierungsgeschäften in Frankreich zurücktreten. Gustav Stresemann vertrat in Deutschland freimaurerische Werte, indem er sich für einen friedlichen Ausgleich mit Frankreich und für Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund einsetzte. Als dies 1926 gelang, nutzte er bei der öffentlichen Beitrittsrede „freimaurerisches Vokabular“. Für ihren Einsatz erhielten Gustav Stresemann und Aristide Briand 1926 gemeinsam den Friedensnobelpreis.
1955 wurde Beethovens Vertonung von Schillers Gedicht „Ode an die Freude“ (Oh Du schöner Götterfunken…) von dem Freimaurer Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi als Europäische Hymne vorgeschlagen. Der Text beschreibt das freimaurerische Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freundschaft verbunden sind. Das Gedicht entstand als Auftragsarbeit für die Tafel der Freimaurerloge „Zu den drei Schwertern in grüner Raute“ in Dresden.
Auch der frühere hessische Ministerpräsident Holger Börner (1931– 2006) bekannte sich öffentlich zur Freimaurerei. In der Schweiz war der erste Bundespräsident und langjährige Bundesrat, Jonas Furrer, ebenfalls Freimaurer. Bekannte österreichische Freimaurer und Politiker des späten 20. Jahrhunderts waren u.a. der ehemalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger sowie der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk.
In geistigen Inhalten und äußerer Organisationsstruktur mit der Freimaurerei vergleichbar, aber ausschließlich jüdischen Mitgliedern vorbehalten, arbeitet seit dem Jahr 1843 bis in die Gegenwart die Organisation B’nai B’rith, der auch Sigmund Freud angehörte.