Künftig soll es – nicht weit davon entfernt in Nachbarschaft des NDR – eine weiße Jugendstil-Villa im Hamburger Stadtteil Eppendorf im Mittelweg 55 sein. Wichtig waren ihm dabei Erhalt und Sicherung seines Lebenswerkes, aber auch, sich für andere einzusetzen. Bereits seit der Gründung von Hamburg Leuchtfeuer engagiert sich John Neumeier für diese Institution und deren Hospiz. Neumeier ist zudem Kuratoriumsvorsitzender der „Stiftung Tanz“ und Mitglied im Kuratorium des universitären Herzzentrums Hamburg. „Als Choreograf gehört es zu meinen Aufgaben, mich in unterschiedlichste Charaktere und Schicksale einzufühlen“ sagt Neumeier, „da lag es nahe“.
Die besagte Stiftung betreut u. a. auch seine Kunstsammlung. Das erste Objekt, dass Neumeier 1974 bei einer Auktion von Sotheby’s ersteigerte, war ein Ballett-Plakat. Ihm war – nach eigenen Aussagen – bald bewußt, daß seine private Sammlung irgendwann als Ganzes die Öffentlichkeit erreichen sollte. Inzwischen steht fest, daß es ein Ort der „Ballettwissenschaft“, aber auch für Besucher geöffnet sein soll. In Kooperation mit der Stadt Hamburg (genannt wird ein Sanierungs- und Ankaufbudget von 15 Millionen Euro) nimmt dieses Ziel nun sukzessive Gestalt an, d.h. die Planungen einer Generalsanierung und Überführung in das künftige „John Neumeier-Ballettinstitut“ dürften in den nächsten zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein. Aber noch liegt das „Schloß“ hinter einem Bauzaun im Dornröschenschlaf.
Neben Archiv, Bibliothek, Büro- und Seminarräumen soll es natürlich auch einen Ausstellungsbereich geben. Allerdings ist es Neumeier wichtig, nicht von einem Museum zu sprechen. Zum einen lebt Neumeier die meiste Zeit noch zwischen seinen den zahlreichen Vitrinen und Kunstwerken, umgeben von dicht gehängten Gemälden, Wänden voller Bücher (Bibliotheksbestand rund 15.00 Exemplare) inmitten von Statuen, Porzellanfiguren, Bronzen und Fotografien. Zum anderen soll das neue Haus ein wissenschaftliches Institut mit regelmäßigen Öffnungszeiten werden, das der Tanzwissenschaft in jeglicher Form gewidmet ist.
Der überwiegende Teil seiner Schätze umfaßt Exponate aus dem 19./ 20. Jahrhundert und natürlich sind auch die von ihm selbst geschaffenen Unterlagen zu seinen 170 Choreografien darunter. Sollte die Stadt eines Tages doch einen Ausbau des Instituts zum Museum beschließen, würde allein der Stellenwert der Neumeier-Sammlung Hamburg sicherlich auf gleiche Ebene mit St. Petersburg und Paris als bedeutende Ballettstädte mit Ballettmuseen heben – so der internationale Tenor.
Seit 2000 verleiht John Neumeier Werke seiner Sammlung auch immer wieder für bedeutende Ausstellungen oder gestaltet sie selbst. Mit der Schau „Nijinsky – Legend and modernist, the dancer who changed the world“ im Dansmuseet Stockholm fing alles an. Noch im gleichen Jahr war die Schau im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zu sehen, später auch in im Musee d’Orsay in Paris. Seither folgten weitere Ausstellungen u. a. in St. Petersburg, New York, Paris und Wien.
Nach der „Berentung“ von der Staatsoper im Herbst 2024, kann er nun die administrativen Aufgaben hinter sich lassen, um sich – abgesehen von dem zuvor genannten Stiftungsprojekt – noch mehr Choreografieanfragen, dem Bundesjugendballett und seiner Tätigkeit als Festivalkurator in Baden-Baden zu widmen. Viele Informationen und Sondertermine rund um das Hamburger Ballett findet man u.a. unter: https://freunde-des-ballettzentrums.de/news
Alle seine Werke und Auszeichnungen (u.a. das Bundesverdienstkreuz, den „Pour le mérite“, Ehrungen von Königshäusern, etc.) aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Die Liste umfaßt mehrere Seiten. Einen Künstlernamen brauchte er – wie der ebenfalls begnadete Béjart, der eigentlich Berger hieß – nie. ER ist einfach John Neumeier – was für eine Ehre diesen Menschen zu kennen und in Deutschland erleben zu können.