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Mehr Arbeit in der EU

Die EU – und der Euroraum – verzeichnen mehr Beschäftigte. In Deutschland jedoch stagniert der Arbeitsmarkt.

Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 14. November 2024 stieg die nach europäisch harmonisierten Methoden berechnete Erwerbstätigkeit im 3. Quartal 2024 in den 27 Staaten der Europäischen Union (EU) mit +0,8 % und im Euroraum mit +1,0 % gegenüber dem Vorjahresquartal durchschnittlich stärker als in Deutschland (+0,1 %).

Im 3. Quartal 2024 waren rund 46,1 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sank die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt um 45 000 Personen (-0,1 %). Das war der erste saisonbereinigte Rückgang seit dem 1. Quartal 2021. Im 1. und 2. Quartal 2024 waren noch Zuwächse von 46 000 beziehungsweise 29 000 Personen zu verzeichnen.

Vorjahresvergleich: Aufwärtstrend flacht sich weiter ab

Verglichen mit dem 3. Quartal 2023 stieg die Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal 2024 um 66 000 Personen (+0,1 %). Somit setzte sich der Beschäftigungsanstieg im Vorjahresvergleich zwar weiter fort, der Zuwachs war aber nur noch gering (1. Quartal 2024: +180 000 Personen; +0,4 %/ 2. Quartal 2024: +142 000 Personen; +0,3 %).

Beschäftigungszuwächse ausschließlich in Dienstleistungsbereichen

Im 3. Quartal 2024 trugen ausschließlich die Dienstleistungsbereiche zum Anstieg der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (+173 000 Personen; +0,5 %). Im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit betrug der Zuwachs 202 000 Personen (+1,7 %). Allein dieser Anstieg übertraf den Rückgang der Erwerbstätigenzahl in den übrigen Wirtschaftsbereichen (-136 000 Personen; -0,6 %) und bewirkte damit rechnerisch den schwachen gesamtwirtschaftlichen Zuwachs.

Die zweitgrößte absolute Zunahme innerhalb der Dienstleistungsbereiche im 3. Quartal 2024 verzeichnete der Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleister mit +21 000 Personen (+2,0 %), gefolgt von Sonstige Dienstleistungen (unter anderem Verbände und Interessenvertretungen) mit +7 000 Personen (+0,2 %) und Information und Kommunikation (+6 000 Personen; +0,4 %). Im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe gab es einen Rückgang von 17 000 Personen (-0,2 %). Bei den Unternehmensdienstleistern, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört, sank die Zahl der Beschäftigten um 49 000 Personen (-0,8 %).

Abwärtstrend im Produzierenden Gewerbe setzt sich fort

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) ging die Erwerbstätigenzahl im 3. Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal weiter zurück (-73 000 Personen; -0,9 %). Im Baugewerbe sank die Beschäftigung im 3. Quartal 2024 um 30 000 Personen (-1,1 %) und in der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei um 4 000 Personen (-0,7 %).

In Deutschland werden so wenige Überstunden wie noch nie geleistet

„Es werden so wenige Überstunden wie noch nie geleistet. Aber mittlerweile hat fast jeder neunte Beschäftigte einen zweiten Job“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Insgesamt gingen rund 4,6 Millionen Beschäftigte einer Nebentätigkeit nach, 1,2 Prozent mehr als noch im dritten Quartal 2023. Damit folgt die Entwicklung dem langfristigen Aufwärtstrend.

Insgesamt arbeiteten die Erwerbstätigen in Deutschland im dritten Quartal 2024 15,7 Milliarden Stunden. Das bedeutet einen Anstieg von 0,4 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Arbeitszeit pro erwerbstätige Person betrug im dritten Quartal 2024 340,7 Stunden – damit zeigt sich mit +0,2 Prozent ein leichter Zuwachs gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Anstieg liegt vor allem an einem positiven Kalendereffekt – im dritten Quartal 2024 gab es aufgrund der Lage der Wochenenden einen Arbeitstag mehr als im Vorjahresquartal.

Die Teilzeitquote ist im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte gestiegen und liegt bei 39,7 Prozent. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten ist um 1,1 Prozent gestiegen, die der Vollzeitbeschäftigten um 0,4 Prozent hingegen leicht gesunken. „Der Arbeitsmarkt ist zweigeteilt: fast 100.000 Vollzeitjobs weniger als vor einem Jahr – aber fast 200.000 Teilzeitjobs mehr. Die Industrie ist in der Krise, aber Erziehung und Pflege boomen“, so IAB-Ökonom Weber.

Der Krankenstand lag im dritten Quartal 2024 mit 5,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres mit 5,4 Prozent. Nach ersten vorläufigen Hochrechnungen ist die Kurzarbeit im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 89.000 Personen auf nun 217.000 Personen gestiegen. Angesichts der wirtschaftlichen Schwäche ist die Zahl der Kurzarbeitenden im längerfristigen Vergleich erhöht. „Die meisten kommen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, insbesondere der Metall- sowie der Elektroindustrie und dem Maschinenbau“, so IAB-Forscherin Susanne Wanger.

Gesamt-Lebensarbeitszeit in Deutschland relativ niedrig

Nach einer Auswertung des Roman-Herzog-Institutes arbeitet eine erwerbstätige Person in Deutschland im Durchschnitt über ihr gesamtes Arbeitsleben hinweg circa 52.000 Stunden. Nur ein EU-Staat, Luxemburg, kommt bei dieser Rechnung auf niedrigere Werte. Den höchsten Wert bei der Gesamt-Lebensarbeitszeit erreicht Estland mit circa 71.000 Stunden pro Erwerbstätigen. Das deutsche Ergebnis liegt vor allem an der niedrigen Zahl der Arbeitsstunden pro erwerbstätiger Person und pro Jahr.

Die Forscher des RHI weisen darauf hin, dass die Aussagekraft der Rechnung nicht überschätzt werden darf. Die Vergleichbarkeit der OECD- und Eurostat-Datensätze sei beschränkt und eher für Vergleiche im Zeitverlauf gedacht. Auch Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weist auf die schwierige Vergleichbarkeit der OECD-Daten zur Jahresarbeitszeit hin.

Bild: Vitaly Gariev unsplash © DNEWS24

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