Italian Secrets: Slowfood tut gut
Weniger essen, dafür mehr nachhaltige Qualität – das ist gut für die Landwirtschaft, die Umwelt und – natürlich – für sich selbst. Eben Slowfood.
Zum heutigen Thema hat mich ein Life-Interview auf der Messe Hospitality in Riva del Garda inspiriert, dem ich vor wenigen Tagen beiwohnen durfte.
Interviewt wurde Barbara Nappini, die Präsidentin von Slow Food Italia. „Gute Nahrung für jedermann“ und „die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung“ das ist das vorrangige Thema von Barbara Nappini.
Barbara Nappini: Eine kurze Vorstellung
Barbara Nappini ist seit Juli 2021 die erste Frau an der Spitze von Slow Food Italien. Geboren in Florenz, zog sie 2010 in die ländliche Region Valdambra in der Toskana, wo sie die Vereinigung „Il Grano e le Rose“ gründete, die sich unter anderem mit Permakultur (Grundsätzlich geht es beim Prinzip der Permakultur darum, ein eigenes stabiles und nachhaltiges Ökosystem zu erschaffen, welches natürlichen Abläufen nachempfunden ist. Dabei ist nicht zuletzt auch der verantwortungs-volle Umgang mit und die Wahrnehmung von wertvollen natürlichen Ressourcen wie Wasser ein wichtiger Aspekt) und urbaner Gartenarbeit beschäftigt.
Vor ihrer Tätigkeit bei Slow Food arbeitete sie in der Modebranche, entschied sich jedoch für einen kompletten Wandel hin zu nachhaltiger Landwirtschaft und Selbstversorgung.
Slow Food: Philosophie und Ziele
Slow Food ist eine internationale Bewegung, die sich für ein Lebensmittelsystem einsetzt, das auf den Prinzipien gut, sauber und fair basiert:
- Gut: Hochwertige, schmackhafte und gesunde Lebensmittel.
- Sauber: Produktion, die die Umwelt schont und nachhaltige Methoden fördert.
- Fair: Angemessene Bedingungen und Bezahlung für Produzenten sowie erschwingliche Preise für Konsumenten.
Das Ziel ist es, allen Menschen den Zugang zu solchen Lebensmitteln zu ermöglichen und gleichzeitig die biologische Vielfalt sowie traditionelle Herstellungsmethoden zu bewahren.
Engagement gegen Lebensmittelverschwendung
Lebensmittelverschwendung ist ein zentrales Anliegen von Slow Food. Weltweit werden jährlich etwa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen, während gleichzeitig Millionen Menschen an Hunger leiden. Slow Food setzt sich dafür ein, dieses Ungleichgewicht zu reduzieren, indem es Verbraucher aufklärt und praktische Tipps zur Vermeidung von Verschwendung anbietet.
Einige Empfehlungen von Slow Food zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung sind:
- Bewusster Einkauf: Nur das kaufen, was benötigt wird, und lokale sowie saisonale Produkte bevorzugen.
- Kreative Resteverwertung: Reste in neuen Gerichten verwenden, um Abfall zu minimieren.
- Richtige Lagerung: Lebensmittel korrekt lagern, um ihre Haltbarkeit zu verlängern.
- Vermeidung langer Transportwege: Produkte aus der Region kaufen, da bei langen Transporten mehr Lebensmittel verloren gehen.
Initiativen und Projekte
Slow Food engagiert sich in verschiedenen Projekten, um die Wertschätzung für Lebensmittel zu fördern und Verschwendung zu reduzieren:
- Arche des Geschmacks: Ein Katalog, der bedrohte Lebensmittel und traditionelle Zubereitungsmethoden dokumentiert, um deren Erhalt zu unterstützen.
- Bildungsveranstaltungen: Workshops und Aktionstage, die Bewusstsein für nachhaltigen Konsum schaffen und praktische Fähigkeiten vermitteln.
- Politische Arbeit: Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, um auf EU-Ebene Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung voranzutreiben.
Barbara Nappini betont die Bedeutung von Lebensmitteln als Mittel für kulturellen und politischen Wandel. Sie sieht in der Art und Weise, wie wir essen und produzieren, einen Schlüssel zur Förderung von Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit.
Barbara Nappini, die Präsidentin von Slow Food Italien, hat im September 2024 ihr erstes Buch mit dem Titel „La natura bella delle cose“ veröffentlicht. In diesem Werk, das als Mischung aus Essay und Memoiren gestaltet ist, reflektiert sie über die Bedeutung unserer täglichen Entscheidungen und wie diese die Welt beeinflussen können. Sie betont, dass die Ereignisse in unserem Leben nicht nur erzählen, wer wir sind, sondern auch, wer wir werden möchten. Durch das Treffen mutiger Entscheidungen eröffnen sich oft unerwartete Möglichkeiten, die zuvor kaum vorstellbar waren.
Das Buch lädt die Leserinnen und Leser ein, aktiv zu werden und nicht nur die Missstände in der Welt zu erkennen, sondern auch die Menschen und Wege zu entdecken, die unsere Erde zu einem besseren und schöneren Ort machen können.
„La natura bella delle cose“ ist im Slow Food Editore Verlag erschienen und umfasst 176 Seiten. Es ist sowohl als gedruckte Ausgabe als auch als E-Book erhältlich.
Dieses Buch bietet wertvolle Einblicke in die Philosophie von Barbara Nappini und Slow Food, insbesondere in Bezug auf nachhaltige Lebensweisen und die Wertschätzung der natürlichen Schönheit unserer Welt.
Riva del Garda, wo diese Messe stattfand, zu der ich eingeladen war, gehört zur Region Trentino. Dieses Gebiet ist sehr stark durch die Alpen geprägt, insbesondere durch die Dolomiten. Es ist ein beliebtes Gebiet für Wanderer und Kletterer und natürlich auch für Wintersportler. Kulinarisch hat diese Region auch einiges zu bieten: so ist sie beispielsweise für den Apfelanbau bekannt sowie für Südtiroler Speck und auch für Grappa.
Einige typische Gerichte sind Apfelstrudel, um gleich den Apfel wieder aufzunehmen. Die Torta di Patate (Kartoffelkuchen) ist ein einfaches, typisches Gericht, das quasi zu allem passt! Canederli (Knödel), ebenfalls ein typisches Gericht der Gegend: Diese wurden früher gemacht, um altes Brot und Reste aus dem Kühlschrank zu verwerten. Heute werden sie reichlich mit Käse und Wurst versehen, und es gibt auch Variationen mit verschiedenen Gemüsesorten, wie rote Rüben oder Spinat.
Wir bereiten heute ein anderes für diese Region typisches Gericht zu: Die Priesterwürger, besser bekannt als „Strangolapretri“. Unsere „STRANGOLAPRETI ALLA TRENTINA“ sind mit Spinat verfeinerte Semmelknödel. Sie sind ein sehr einfaches Gericht, doch ihr Geschmack ist überwältigend.
Für sechs Portionen benötigen wir
1 kg frischen Spinat
500g altbackenes Brot
2 Eier
250 g Ricotta
½ Zwiebel
100 g Butter
Milch nach Geschmack
Muskatnuss sowie
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Den Spinat waschen, blanchieren, abtropfen lassen und ausdrücken. Das Brot in kleine Stücke schneiden und ordentlich mit Milch übergießen; die Mischung immer wieder umrühren. Butter in eine Pfanne geben, gehackte Zwiebeln dazugeben und anbraten, dann den Spinat, Ricotta, Muskatnuss, Salz und Pfeffer hinzufügen.
In der Zwischenzeit das Brot auspressen und in eine Schüssel geben. Den abgekühlten Spinat sowie die Eier dazugeben und gut verrühren. Wenn der Teig zu weich ist, Mehl oder Semmelbrösel hinzufügen. Ist der Teig nun eine homogene Masse, formen Sie Gnocchi bzw. Knödel daraus. Diese in kochendem Salzwasser garen. Sobald sie an der Oberfläche schwimmen, können sie aus dem Wasser genommen, gewürzt und angerichtet werden.
Sehr fein auch, diese „Knödel“ für den besonderen Geschmack in Salbeibutter zu schwenken, dann auf Tellern anzurichten und mit Parmesan zu bestreuen.
Trinken Sie dazu einen feinen Weißwein mit einer schönen, jedoch nicht zu ausgeprägten Säure. Sehr gut dazu würde der Nosiola Trentino DOC passen: mit diesem Weißwein bleiben wir in der Region des Gerichtes. Hier haben wir einen sehr delikaten Wein, mit leicht fruchtigen Noten, einer angenehm frischen Säure und einem zartbitteren Abgang. Haben Sie einen solchen gerade nicht im Keller oder Kühlschrank – dieser Wein ist nicht wirklich weit verbreitet – so tut es auch ein anderer Weißwein wie z.B. dieser aus der Region Apulien: https://porta-vagnu.de/produkt/landrea-bianco-igt-salento-von-cantina-monsellato/.
Buon appetito und bleiben Sie gesund!
Italian Secrets als Podcast hören
Mehr Italian Secrets in DNEWS24 finden Sie hier.
Bild: Natanael Ginting freepic © DNEWS24