DNEWS24 Demografie News

Gedankenmacher: Boomer unter Beschuss

Die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen laufen nicht nur entlang einer rechts-links-Linie, sie eskalieren auch zwischen den Generationen.

Pascal Reddig ist seit der letzten Wahl Mitglied des Bundestages. Der hessische Rechtsanwalt ist 30 Jahre alt. Reddig ist Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Kultur und Medien. Zudem gehört er dem Ausschuss für Arbeit und Soziales an. Und: Pascal Reddig leitet die Junge Gruppe der Unions-Fraktion, die immerhin 18 Mitglieder der 208 Abgeordneten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zählt.

Pascal Reddig und seine 17 jungen, wilden Parteifreunde mucken auf. Sie haben angekündigt, das Rentenpaket von Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas zu blockieren. Das Paket beinhaltet die Mütterrente, die Aktivrente und verschiedene Haltelinien, die bis 2031 fortgeschrieben werden sollen. Reddig & Co monieren, dass das Bas-Paket Kosten von mehr als 115 Milliarden Euro verursache, die vor allem von jüngeren Menschen zu tragen seien. Das ginge nicht…

Nun kann man über das Bas’sche Rentenpaket trefflich diskutieren. Vor allem muss natürlich die Frage erlaubt sein, warum die SPD-Ministerin eine neue Rentenkommission (irgendwann) einsetzen will, die ihr dann sagt, wie das gesetzliche Rentensystem in Deutschland nachhaltig zu reformieren ist, wenn die Ministerin schon vorab Festlegungen für ein halbes Jahrzehnt trifft, ohne die Arbeit der Rentenkommission abzuwarten.

Gedankenmacher im DNEWS24Podcast

Hier aber geht es um mehr. Im Kern geht es um das gedeihliche Miteinander der Generationen. Es geht um einen fairen Lastenausgleich, es geht um die Übernahme von Verantwortung. Wenn Herr Reddig argumentiert, dass die Bas-Pläne nicht durchdacht sind, ist das eine Sache. Wenn er die Bas-Pläne ablehnt, weil junge Bürger finanzielle Lasten tragen sollen, ist das eine ganz andere Sache.

Ein weiterer Generationenkonflikt droht bei der Verteidigung unseres Landes gegen fremde Aggressoren. Die Bundeswahr braucht mehr Soldaten. Aber nicht alle jungen Männer sollen gemustert werden, Frauen schon mal gar nicht und einige Wissenschaftler wollen den Dienst bei der Bundeswehr unabhängig vom Alter gestalten. Die Grünen fordern ein soziales Pflichtjahr für alle jungen Menschen, egal ob in der Bundeswehr oder im Pflegeheim. Einer aktuellen MDR-Umfrage zufolge befürworten 53 Prozent der Befragten die Einführung eines freiwilligen Wehrdienstmodells, 40 Prozent lehnen das ab. Dabei zeigen sich große Unterschiede bei den Altersgruppen. Bei den 16 bis 29 Jährigen fällt die Zustimmung mit 48 Prozent deutlich niedriger aus, als bei den Bürgern, die älter als 65 Jahre sind (56 Prozent). Das mag beim Dienst an der Waffe vielleicht noch menschlich verständlich sein.

Doch auch beim Sozialdienst – also zum Beispiel im Pflegeheim – sehen die Zahlen in der Tendenz nicht viel anders aus. Die Altersgruppe der 14 – 29 Jährigen hat einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von 30 Prozent. Ehrenamtlich engagiert sind jedoch nur 17,9 Prozent. Bürger, die älter als 50 Jahre sind, stellen einen Bevölkerungsanteil von knapp 51 Prozent, sind aber zu 55,5 Prozent ehramtlich engagiert (Zahlen VuMA 2022).

Wenn der „Laden also läuft“, haben Ältere einen wesentlichen Anteil daran. Wenn Jüngere in einem der reichsten Länder der Welt aufwachsen und die Generation der Erben jedes Jahr neue Rekorde erlebt, haben die Boomer einen wesentlichen Anteil daran. Vielleicht ist das einmal ein Grund, einen Moment innezuhalten und sich zu fragen, was man der Gesellschaft, dem Staat zurückgeben kann, statt immer neue Forderungen zu stellen und Ansprüche zu formulieren.

Mehr vom Gedankenmacher finden Sie in DNEWS24 hier.

Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus Europa.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt auch heute noch oft und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit genießt man nur die Vorzüge der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die ansässigen Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

Der Bundesverband Initiative 50Plus Europa ist eine unabhängige Initiative, die die Interessen der Generation 50Plus in Europa vertritt. Der BVI50PLUS im Transparency Register der Europäischen Union eingetragen.

Der Sitz des BVI50PLUS ist Wien. Die Stadt ist nicht nur ein Sitz der Vereinten Nationen und die Hauptstadt Österreichs, sondern auch eine der lebenswertesten Städte der Welt.

Bild: Matt Botsford unsplash, BVI50PLUS EUROPA © DNEWS24

Sie können diesen Beitrag einfach teilen, benutzen Sie diese Buttons.