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Im Westen Deutschlands hat die Zustimmung zu ausländerfeindlichen Aussagen deutlich zugenommen und nähert sich damit den Einstellungen im Osten an. In den ostdeutschen Bundesländern ist die Zufriedenheit mit der Demokratie, wie sie in Deutschland gelebt wird, so gering wie zuletzt 2006.

Seit Beginn der Studienreihe im Jahr 2002 ging die Zustimmung zu ausländerfeindlichen und chauvinistischen Aussagen im Westen zurück, während sie im Osten schwankte. Studienleiter Prof. Dr. Oliver Decker stellt fest: „Die Studie erfasst in diesem Jahr vor allem im Westen eine deutliche atmosphärische Verschiebung“. Der Sozialpsychologe hat die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Elmar Brähler, Dr. Johannes Kiess und Dr. Ayline Heller veröffentlicht.

Im Westen ist der Anteil mit einem geschlossen ausländerfeindlichen Weltbild von 12,6 Prozent (2022) auf 19,3 Prozent gestiegen. „Die Ausländerfeindlichkeit hat sich damit zu einem bundesweit geteilten Ressentiment entwickelt“, erklärt Co-Leiter Elmar Brähler. 31,1 Prozent der Befragten im Westen stimmten der Aussage zu, dass Deutschland durch „die vielen Ausländer überfremdet“ sei. Vor zwei Jahren waren es noch 22,7 Prozent. In den ostdeutschen Bundesländern ist die manifeste
Zustimmung im selben Zeitraum von 38,4 auf 44,3 Prozent gestiegen. Ein geschlossen ausländerfeindliches Weltbild weisen mit 61 Prozent vor allem Wähler der AfD auf.

Leichte Trendumkehr bei den antisemitischen Einstellungen in Westdeutschland

Von 2002 bis 2022 waren die im Westen Deutschlands gemessenen antisemitischen Einstellungen von 13,8 Prozent auf drei Prozent gesunken. In diesem Jahr zeigt sich bei der manifesten Zustimmung zu antisemitischen Aussagen ein leichter Anstieg auf 4,6 Prozent. Im Osten sinkt die Anzahl der manifesten Antisemiten von 3 Prozent im Jahr 2022 auf 1,8 Prozent. Die latente Einstellung zu einzelnen Aussagen liegt höher. So stimmen zwar nur 10,2 Prozent der Westdeutschen und 5 Prozent der Ostdeutschen ausdrücklich zu, dass Jüdinnen und Juden „auch heute noch“ zu viel Einfluss hätten.

Erstmals wurden in diesem Jahr postkolonialer und antizionistischer Antisemitismus untersucht. „Vor dem Hintergrund des 7. Oktober 2023 wollten wir erfassen, wie antisemitische Einstellungen in linken Milieus geäußert werden können“, erklärt Co-Herausgeberin Dr. Ayline Heller. 13,2 Prozent stimmen voll und ganz zu, dass es besser wäre, „wenn die Juden den Nahen Osten verlassen würden“. Weitere 24 Prozent stimmen zudem latent zu. „Der Antisemitismus funktioniert als Brückenideologie, er verbindet linke und rechte Milieus“, sagt Co-Herausgeber Dr. Johannes Kiess.

Rückgang der Zufriedenheit mit der Demokratie

Die Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland nimmt ab. Zwar stimmen 90,4 Prozent aller Befragten der Demokratie als Idee zu (2022 waren es noch 94,3 Prozent). Die Zustimmung zur „Demokratie, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert“ findet aber nur noch bei 42,3 Prozent der Befragten Anklang. Vor allem im Osten lässt sich ein rapider Abstieg der Akzeptanz beobachten. Sprachen sich 2022 noch 53,5 Prozent für die Demokratie, wie sie in Deutschland funktioniert, aus, sind es in diesem Jahr nur noch 29,7 Prozent. Aber auch im Westen geben sich nur noch 46 Prozent mit dem Funktionieren der Staatsform zufrieden, gegenüber 58,8 Prozent im Jahr 2022. Auch das ist der geringste Wert seit 2006. Erstmals konnten die Teilnehmer der Studie in diesem Jahr Gedanken zur Demokratie in Freitextfeldern teilen. Die Antworten thematisierten am häufigsten eine Verdrossenheit mit Parteien und Politikern und fehlende Möglichkeiten der Partizipation.

Antimoderne Ressentiments und die Flucht in den Autoritarismus

Antimoderne Ressentiments geben durch die Abwertung „Fremder“ die Möglichkeit, autoritäre Aggressionen zu befriedigen. Dazu gehören neben Antisemitismus auch Muslimfeindschaft, Antiziganismus und Antifeminismus. Antiziganismus und Muslimfeindschaft sind im Westen seit 2022 angestiegen. Im Jahr der letzten Erhebung zeigten sich Westdeutsche nur zu einem Viertel bis einem Drittel bereit, Muslime abzuwerten. Heute ist es knapp die Hälfte, während sich das Bild im Osten kaum verändert hat. In diesem Jahr wurden neue Dimensionen wie Antiamerikanismus, Antikapitalismus und Transfeindlichkeit untersucht. Vor allem letztere ist weit verbreitet.

Ausblick und gesellschaftliche Herausforderungen

Die Studie verdeutlicht, dass viele Menschen die Zukunft als ungewiss empfinden. „Obwohl die Demokratie skeptisch betrachtet wird, ist unklar, ob der Wunsch nach autoritären oder extremrechten Lösungen länger andauert. Es zeigt sich aber eine Neigung zum Abschied von der Realität“, sagt Prof. Dr. Oliver Decker. „Diese Entwicklung ist nicht auf Ostdeutschland beschränkt“, ergänzt Brähler. „Auch in Westdeutschland zeigen sich Ressentiments nun offener.“

DNEWS24 stellt die Autoritarismus-Studie 2024 zur Verfügung.

Bild:  freepic © DNEWS24

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