DNEWS24 Demografie News

Die Liebe der Babyboomer

Die Generation 50Plus erl(i)ebt in der zweiten Lebenshälfte eine neue Freiheit.

„Wir als Generation haben das Konservative in uns, aber auch die Revolution gelebt: Wir sind eine geile Generation, die Jugend von heute beneidet uns um die wilden 70er!”

(Frau, 67)

Die Generation 50Plus ist ich-bezogener als frühere ältere Generationen. Den eigenen Lebenssinn zu erfüllen und mehr als zuvor auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, ist den Befragten einer aktuellen Studie des rheingold Institutes wichtig.

Das Alter(n) ist für diese Generation 50Plus in weite Ferne gerückt ist. Viele suchen aktiv nach neuen Möglichkeiten und Abenteuern. Teilweise experimentieren sie mit einem kompletten Bildwechsel und wollen das Feuer neu entfachen.

63 Prozent der Menschen 50Plus sprechen über ihre Beziehung als von einer Liebesbeziehung, nur acht Prozent sind eher unzufrieden mit ihren Beziehungen.

57 % der weiblichen Singles in der Altersgruppe zwischen 50 und 70 wünschen sich keine feste Beziehung. Bei den männlichen Singles sind es nur 46 Prozent, die keine Beziehung wollen.

Insgesamt ist die Generation 50Plus eine sexuell aktive Gruppe (nur 22 % geben an, gar keinen Sex zu haben), die sich durchaus auch noch mehr Sex wünscht. 49 % wünschen sich mehrmals im Monat oder häufiger Sex. Allerdings ist das nur für 30 % der Befragten Realität. Die Anzahl derjenigen, die keinen Sex haben, steigt jedoch mit dem Alter (50-54 Jahre = 15 %; 55-59 Jahre = 20 %; 60-64 Jahre = 26 %; 65-70 Jahre = 25 %).

Obwohl Einsamkeit in der Gesellschaft ein vieldiskutiertes Thema ist, so scheint es in der Generation 50Plus nicht das bestimmende Thema zu sein. Nur 25 % der Befragten sagen, dass sie sich manchmal isoliert fühlen. Das Geschlecht oder das Alter spielen beim Thema Einsamkeit weniger eine Rolle, mehr der Eintritt in den Ruhestand – 30 Prozent der Ruheständler vs. 23 Prozent der Erwerbstätigen fühlen sich manchmal isoliert. Viel mehr fürchtet sich die Altersgruppe vor einer möglichen Einschränkung ihrer Autonomie.

Männer: „Ich bin noch der Alte!“

Männer verdrängen oft ihr biologisches Alter. Sie sind mit ihrem Status Quo an Vitalität, Mobilität und Flexibilität zufrieden. In der Sexualität wünschen sie sich mehr Anknüpfung an frühere Zeiten. Männer auf Beziehungssuche legen sehr viel Wert auf guten Sex (70 Prozent), während dies nur für 31 Prozent der Frauen Priorität hat. Auch haben sie dem Klischee entsprechend eher den Wunsch, eine jüngere Partnerin (Männer 58% vs. Frauen 30%) zu finden. 10 Prozent der 50-70-Jährigen nutzen Dating-Portale wie Tinder und Finya.

Begriffe wie „Silver Ager“ oder „Best Ager“ lehnten die Befragten ab, „Senior und Seniorin“ gelten fast als Schimpfwort. Stattdessen identifizieren sich Befragte, wenn überhaupt, mit dem neutralen Begriff „Generation 50+“ (31%) oder auch einer Zugehörigkeit zu den „Baby Boomern“ (22%).

Die meisten Menschen der Generation 50Plus fühlen sich stark, lebendig und mitten im Leben. Besonders die Frauen fühlen sich jung, ihr gefühltes Alter liegt im Schnitt acht Jahre unter ihrem biologischen Alter, gleich alte Männer fühlen sich sechs Jahre jünger. Gleichzeitig sind die Frauen aber auch großzügiger in der Bewertung anderer. Aus weiblicher 50+-Perspektive sind Menschen ab 72 Jahren alt, für Männer jedoch bereits ab 69.

Altsein beginnt für 74 Prozent der Befragten erst mit einem Verlust von Autonomie und starken körperlichen Einschränkungen. Insgesamt will die Generation zwar jugendlich wirken, befreit sich aber mehr und mehr vom Jugendwahn.

Die Generation 50Plus steht mehrheitlich zu ihren Fältchen oder grauen Haaren und sieht sie nicht als Zeichen des Altseins (69 Prozent). Gleichzeitig wollen sie sich fit, vital und beweglich halten. 64% der Befragten geben an Sport zu treiben und sind mehrheitlich aktiv. Dabei sind ihre Aktivitäten sehr vielfältig und entsprechen nicht unbedingt dem Klischee. So spielen beispielsweise 38 % der Altersgruppe Videospiele. Neben Kochen, Lesen und Reisen gehen sie auch mit ihren Kindern auf Partys, machen Fallschirmsprünge oder kaufen sich Motorräder. Das klassische Bild der plötzlich auftretenden Midlife-Crisis scheint überholt, stattdessen wird diese Lebensphase als Midlife-Chance begriffen.

„Die steigende Selbstbezüglichkeit der Generation 50+ ist auch ein Zeichen des Zeitgeistes. Krisen wie der Klimawandel, Kriege oder der Substanzverlust der deutschen Wirtschaft werden genauso verdrängt und vom eigenen Leben möglichst ferngehalten wie die Zeichen der eigenen Sterblichkeit.”

Stephan Grünewald, rheingold Institut

Methodische Hinweise

Die rheingold Studie hat das Lebensgefühl und das Beziehungsleben der Generation 50Plus in Deutschland untersucht. Die Studie basiert auf 65 zweistündigen psychologischen Tiefeninterviews und einer repräsentativen Online-Befragung von 1.061 Personen im Alter von 50 bis 70 Jahren.

Die rheingold Studie steht zum Download bereit: Studie-so liebt-die-Generation-50Plus.

 

Sie können diesen Beitrag einfach teilen, benutzen Sie diese Buttons.