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Deutschland im demografischen Niedergang

Die Geburtenrate in Deutschland sinkt unter einen kritischen Wert. Die Folgen für die Wirtschaft sind dramatisch.

„Die niedrige Geburtenrate nach der Wende bestimmt heute, etwa 30 Jahre später, die Zahl der Frauen, die Kinder bekommen können.“

Michaela Kreyenfeld, Soziologie-Professorin der Hertie School Berlin in der Berliner Zeitung

Von Januar bis September 2024 wurden nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundeamtes rund 509.000 Kinder geboren. Das waren 2,9 Prozent weniger Geburten als im gleichen Zeitraum des Jahres 2023. In Ostdeutschland einschließlich Berlin hat die Geburtenzahl mit minus 5,8 Prozent stärker abgenommen als in Westdeutschland mit minus 2,3 Prozent. Die britische Zeitung Financial Times (FT) zählt Deutschland zu den Ländern mit „ultra-niedrigen“ Geburtenraten in Europa.

Die Vereinten Nationen definierten eine Schwelle von 1,4 Kindern pro Frau als notwendig, um die Bevölkerungszahl zu halten. Die Geburtenrate in Deutschland sank jedoch bereits 2023 auf 1,35 Kinder pro Frau.

Wenig tröstlich ist dabei, dass auch in anderen EU-Staaten die Geburtenrate (zu) niedrig ist. Estland und Österreich fielen 2023 unter die 1,4-Schwelle, in Finnland lag der Wert bei 1,26, in Italien bei 1,20 und in Spanien sogar nur bei 1,12. 

Die multiple nationale und globale Krisensituation wird als einer der Hauptgründe angeführt, warum junge Paare davor zurückschrecken, Kinder zu bekommen.

Die schwindende Kaufkraft aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise und der andauernde Krieg in der Ukraine werden von den Menschen in Deutschland als die häufigsten Gründe genannt, die die Familienplanung erschweren.

„Man könnte zwar einen Job haben, aber wenn man Angst hat, ihn zu verlieren, oder sich Sorgen um Inflation oder den Konflikt in der Ukraine macht, könnte man dennoch zögern, Kinder zu bekommen.“,

Ann Berrington, Professorin für Demografie an der Universität Southampton in der Financial Times.

Eltern werden immer älter

In Deutschland liegt das Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt des ersten Kindes bei 31,4 Jahren. Das Durchschnittsalter von EU-Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes stieg im Jahr 2023 auf 31,1 Jahre, ein Jahr mehr als noch vor einem Jahrzehnt. In Spanien, Italien und Irland liegt es sogar über 32 Jahren.

Die Verschiebung der Elternschaft auf das dritte Lebensjahrzehnt hat ökonomische Gründe und Folgen. Da aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit die Erfüllung eigener wirtschaftlicher Ziele, wie ein Hauskauf, immer weiter hinausgeschoben wird, sinkt auch die biologische Wahrscheinlichkeit, aufgrund der späten Geburt des ersten Kindes sich den Wunsch nach mehr Kindern zu erfüllen. Die sinkende Zahl von Neugeborenen setzt den Arbeitsmarkt der Zukunft weiter unter Druck und drängt die Sozial-Systeme, die, wie die Rente, auf dem Umlageverfahren beruhen, weiter in die Krise.

Bildnachweis: freepic © DNEWS24

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