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Demografie: Zwischen Wachstum und Wandel - bevölkerungspolitische Dynamiken in Israel und Palästina

Israel wächst durch hohe Geburtenraten und Zuwanderung, Palästina durch natürliche Reproduktion. Ein Blick auf zwei Gesellschaften, deren demografische Entwicklung politisch aufgeladen ist.

Die demografische Entwicklung in Israel und Palästina ist nicht nur ein statistisches Phänomen, sondern ein Spiegel gesellschaftlicher, religiöser und politischer Realitäten. Während Israel als hochentwickelter Industriestaat mit einer dynamischen Einwanderungspolitik und einer bemerkenswert hohen Fertilitätsrate unter jüdischen und muslimischen Bevölkerungsgruppen wächst, ist Palästinas Bevölkerungsentwicklung vor allem durch natürliche Reproduktion geprägt – bei gleichzeitig eingeschränkter Migration und wirtschaftlicher Unsicherheit.

Israel: Wachstum durch Vielfalt und Zuwanderung

Israel zählt heute rund 9,5 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung wächst mit einer Rate von etwa 1,36 % pro Jahr, was für ein Industrieland außergewöhnlich hoch ist. Die Fertilitätsrate liegt bei etwa 3 Kindern pro Frau, wobei ultraorthodoxe jüdische Gruppen und muslimische Israelis besonders hohe Geburtenraten aufweisen. Die Lebenserwartung beträgt über 83 Jahre bei Frauen und 81 Jahre bei Männern – ein Spitzenwert im internationalen Vergleich.

Ein wesentlicher Treiber des Wachstums ist die Einwanderung. Das Rückkehrgesetz ermöglicht Juden weltweit die Einwanderung und Staatsbürgerschaft. Seit 1948 hat Israel mehrere große Einwanderungswellen erlebt, die nicht nur die Bevölkerungszahl erhöhten, sondern auch die ethnische und kulturelle Vielfalt des Landes prägten.

Palästina: Jugendlich, dicht besiedelt und herausgefordert

Palästina umfasst heute etwa 5,5 Millionen Menschen, mit einer prognostizierten Steigerung auf über 8 Millionen bis 2050. Die Geburtenrate liegt bei rund 3,3 Kindern pro Frau, was ebenfalls über dem Bestandserhaltungsniveau liegt. Die Bevölkerung ist jung – über 38 % sind unter 15 Jahre alt – und lebt auf einer Fläche von nur rund 6.000 km², was zu einer hohen Bevölkerungsdichte von über 850 Einwohnern pro km² führt.

Die Lebenserwartung liegt deutlich unter der Israels: etwa 76 Jahre für Frauen und 73 Jahre für Männer. Die wirtschaftliche Lage, politische Instabilität und eingeschränkte Mobilität wirken sich negativ auf die Gesundheitsversorgung und Bildungsabschlüsse aus. Dennoch zeigt sich eine hohe Bildungsbeteiligung, insbesondere auf Primar- und Sekundarstufen.

Politische Dimensionen der Demografie

In beiden Gesellschaften ist Demografie nicht nur Statistik, sondern Teil der politischen Identität. In Israel wird die demografische Entwicklung oft im Kontext eines „demografischen Gleichgewichts“ diskutiert – insbesondere im Hinblick auf die arabische Minderheit, die etwa 21 % der Bevölkerung ausmacht. In Palästina hingegen ist die hohe Geburtenrate Ausdruck von Widerstandskraft und Hoffnung auf nationale Selbstbestimmung.
Die demografischen Trends beeinflussen auch die geopolitische Debatte: Fragen nach Staatsgrenzen, Rückkehrrechten, Ressourcenverteilung und politischer Repräsentation sind eng mit der Bevölkerungsstruktur verknüpft.

Zwei Gesellschaften, zwei Wege

Israel und Palästina stehen vor unterschiedlichen demografischen Herausforderungen. Israel muss seine soziale Infrastruktur an ein stetiges Wachstum und eine alternde Bevölkerung anpassen, während Palästina mit begrenzten Ressourcen eine junge, schnell wachsende Bevölkerung versorgen muss. Beide Entwicklungen sind eng mit historischen, religiösen und politischen Faktoren verwoben – und sie werden die Zukunft der Region maßgeblich mitgestalten.

Bildnachweis: Drazen Zigiz freepic © DNEWS24

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