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Demografie: Weltbevölkerung wahrscheinlich viel größer

Volkszählungen in ländlichen Regionen unterentwickelter Staaten könnten massiv ungenau sein. Als Ergebnis müsste die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen drastisch nach oben korrigiert werden.

Eine Studie, die ein Forscherteam der Aalto-Universität in Helsinki im Fachjournal „Nature Communications“ publizierte, legt nahe, dass auf der Erde weitaus mehr Menschen leben, als nach gängigen Schätzungen angenommen. Ein erheblicher Teil der Landbevölkerung fehle in globalen Bevölkerungsdaten, so die Forscher.

Besonders auffällige Diskrepanzen bei der Erfassung der Bevölkerungszahl gibt es demnach zum Beispiel in China, Brasilien, Australien aber auch in Kolumbien und Polen. Da nach derzeitigen Schätzungen 43 Prozent der weltweit offiziell 8,2 Milliarden Menschen in ländlichen Gebieten lebten, hätten die neuen Erkenntnisse möglicherweise weitreichende Konsequenzen.

Schätzungen zur Weltbevölkerung, wie sie etwa von den Vereinten Nationen und der Weltbank für ihre Angaben und Programme genutzt werden, basieren vorwiegend auf Volkszählungen, aber zum Beispiel auch auf Satellitenbildern, die über die Bebauung ländlicher Gebiete u.a. durch die nächtliche Beleuchtung Hinweise zur Population geben. Verstreute Weiler und Dörfer seien auf solchen Aufnahmen oft kaum oder gar nicht zu erkennen und werden daher nicht oder nicht vollständig erfasst, heißt es in der Studie aus Finnland.

Zudem fehlen vielen Staaten die Ressourcen zur vollständigen Erfassung der Bevölkerung. So sei eine präzise Datenerhebung, gerade ländliche Regionen mit weit verstreut lebender Bevölkerung, kaum möglich, so die Forscher um Josias Láng-Ritter von der Aalto-Universität in Helsinki. Auch gewalttätig ausgetragene Konflikte oder Widerstände gegen Volkszählungen erschwerten die genaue Bevölkerungs-Erfassung.

Das Team um Láng-Ritter nutzt Umsiedlungsdaten aus Staudammprojekten für eine Überprüfung offizieller Zahlen. „Wenn Staudämme gebaut werden, werden große Gebiete überflutet und die Menschen müssen umgesiedelt werden“, erklärte der Bevölkerungs-Forscher. „Die umgesiedelte Bevölkerung wird in der Regel genau gezählt, weil die Staudammunternehmen den Betroffenen Entschädigungen zahlen.“ Untersucht wurden mehr als 300 ländliche Staudammprojekte in 35 Ländern. Die vor Ort erhobenen Bevölkerungszählungen seien mit räumlichen Informationen aus Satellitenbildern zusammengeführt worden.

 

Als Ergebnis stellten die Forscher fest, dass die veröffentlichten  Bevölkerungszahlen die tatsächliche Zahl der Menschen um 53 (Datensatz WorldPop) bis 84 Prozent (GHS-POP) unterschätzten. „Dies bedeutet, dass die ländliche Bevölkerung selbst im genauesten Datensatz im Vergleich zu den gemeldeten Zahlen um die Hälfte unterschätzt wird.“ so das Forscher-Team.

Die hohe Fehler-Quote bei der offiziellen Erhebung von Bevölkerungszahlen hat gravierende Folgen. Gemäß den Bevölkerungsforschern der Aalto-Universität in Helsinki müsse die Entscheidungsfindung bei der Ressourcenzuteilung, Gesundheitsversorgung und Planung von Infrastruktur korrigiert werden 

Der Fachbeitrag im Journal Nature Communications wird von DNEWS24 zur Verfügung gestellt: https://www.nature.com/articles/s41467-025-56906-7.

Bildnachweis: rawpixel, freepic © DNEWS24

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