Der Reiz des Geldes ist größer als die Sorge um das Ansehen.
Die Bundeskanzlerin a.D. hat ihre Autobiografie geschrieben. Der Erkenntniswert ist erschreckend gering. Oder?
Der Verlag Kiepenheuer & Witsch soll mindestens 7 Millionen Euro Honorar vorab für die Memoiren der Ex-Kanzlerin gezahlt haben. Eine Menge Geld für 736 Seiten. Auch wenn sich Merkel das Geld mit ihrer langjährigen Büro-Leiterin Beate Baumann teilen muss, bleibt noch genügend übrig, um Kartoffelsuppe auf ihrer Datscha in der beschaulichen Uckermark zu kochen oder in Südtirol zu wandern.
Materielle Not muss Frau Merkel nicht leiden. Altersarmut ist für sie persönlich kein Thema.
Jeder Leser des Buches muss seinen Beitrag leisten. Zunächst muss er in der Buchhandlung seines Vertrauens 42,00 Euro für die Kanzlerinnen-Memoiren bezahlen. Dann muss er das Buch lesen. Lohnt sich das?
Die Antwort ist klar: ja und nein!
Gedankenmacher im DNEWS24Podcast
Angela Merkel offenbart in ihrem Buch nichts, was nicht jeder politisch Interessierte schon vorher irgendwann einmal von ihr gehört oder gelesen hatte. 35 Lebensjahre in der DDR und 31 Jahre im Bonner bzw. Berliner Politbetrieb in einem Band mit etwas mehr als 700 Seiten zu komprimieren und dann auch noch etwas zu liefern, das die Gegenwart überdauert, das ist viel verlangt. Zuviel verlangt von Angela Merkel. Die Autobiografie lässt den Leser zurück in der Erkenntnis, dass die Bundeskanzlerin glaubt, nur wenig Entscheidungsmacht gehabt zu haben. Oft haben die Umstände ihr Handeln bestimmt – die EU, der deutsche Föderalismus, die Umfrage-Ergebnisse. Einzig in der Migrationskrise 2015 hat Merkel gegen allen Rat und gegen viele Partner in der EU entschlossen entschieden. Das Ergebnis ist bekannt.
Viele andere Abläufe und Ergebnisse sind alternativlos gewesen in der Darstellung der einst angeblich mächtigsten Frau der Welt. Es ist gut, dass Frau Merkel nicht im Bundeskanzleramt saß, als es um die Schicksalsfragen der Nation ging: Westbindung, Ostverträge, Einführung der Sozialen Marktwirtschaft, NATO-Doppelbeschluss, Deutsche Einheit. Wer weiß, in welchem Land wir sonst heute leben würden.
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