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14 Prozent. Gedankenmacher in DNEWS24.

Im Ranking der Berufe sinkt das Ansehen der Politiker weiter.

Die Bürger haben ein klares Gefühl für das Wirkliche. Erzieher, Ärzte, Alten- und Krankenpfleger machen einen guten Job. Ganz oben im Ranking der Berufe rangieren Feuerwehrmänner. Sie sind da, wenn man sie braucht, riskieren etwas – manchmal auch ihr Leben – um anderen Menschen zu helfen. Deswegen genießen sie das höchste Ansehen, 94 Prozent der Bürger sehen das so (Quelle: Statista).

Politiker behaupten auch, für die Menschen da zu sein und sich um deren Belange zu kümmern. Sie behaupten zu wissen, was richtig ist und wie unser Gemeinwesen funktionieren soll. In Berlin sollen die Bürger weniger mit dem Auto unterwegs sein. Daher fördert der Senat von Berlin den Kauf von E-Lastenrädern mit maximal 2.500 Euro. Deswegen werden Straßen und Plätze verpollert, was nicht nur den Verkehr behindert, sondern auch noch extrem hässlich aussieht. Und deswegen werben Politiker für die stärkere Nutzung des ÖPNV, in Berlin der BVG bzw. des VBB.

Eine gute Idee, könnte man meinen, wenn da nicht die Wirklichkeit wäre, die mit den Behauptungen eines funktionierenden Systems nicht mehr viel zu tun hat.

Immer öfter steht die BVG still. Und es wird jeden Tag schlimmer.

Die S-Bahn soll zerschlagen werden – so die Pläne der Vorgängerregierung (Rot-Rot-Grün), die der Wegner-Senat (CDU/SPD) ungerührt umsetzen will. Mehrere Bahngesellschaften auf dem Berliner Liniennetz sollen mehr Wettbewerb bringen. Bis es soweit ist, ruhen aber erstmal Investitionen, weil ja niemand weiß, wer künftig was machen wird.

Das U-Bahn-Netz ist vorhanden, allerdings fehlen U-Bahn-Züge. Irgendwie hat irgendwer vergessen, rechtzeitig neue Zuge zu bestellen, um alte und defekte Züge auszutauschen. Die Folge: die Takt-Frequenz der Verbindungen wird immer länger, zum Teil sind ganze Linien-Abschnitte geschlossen.

Für alle Verkehrsmittel (Züge, Straßenbahnen, Busse) gilt: es fehlen Fahrer. Ganz offensichtlich haben weder die Verantwortlichen bei der BVG noch der Senat von Berlin jemals etwas vom demografischen Wandel und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel gehört. Wie anders ist zu erklären, dass seit Monaten auswärtige Busfahrer eingesetzt werden, die die Stadt nicht kennen und zum Teil von den Fahrgästen durch Berlin navigiert werden müssen? Oder dass jetzt bereits pensionierte Busfahrer wieder zurückgeholt werden sollen?

Die vielen zehntausend Pendler, die jeden Tag den Weg von Brandenurg nach Berlin und zurück absolvieren müssen, wissen, wie mühselig und unangenehm es ist, wenn Regionalzüge total überfüllt sind oder ausfallen. Touristen, die die Paradestrecke der U-Bahn in Mitte verlassen sind entsetzt über die Zustände in und an den Bahnhöfen in Wedding und Neukölln. Und Reisende, die mit dem Flugzeug Berlin ansteuern brauchen oft Mut und Phantasie, um vom brandenburgischen Schönefeld in die Hauptstadt zu gelangen.

Ja, ÖPNV ist kompliziert. Wie es viel besser als in Berlin geht, zeigt Paris. Dort genießen Pendler und Touristen ganz enge Takte, saubere Züge, günstige Tickets. Warum geht in Paris, was in Berlin unmöglich erscheint?

Warum aber vor allem drängen Politiker die Bürger in ein System, von dem sie wissen müssen, dass es nicht funktioniert? Diese Frage lässt sich auf sehr viele weitere Lebensbereiche in unserem Land ausdehnen. Und genau deswegen ist das Ansehen der Politiker so gering: es liegt bei 14 Prozent (zum Vergleich: Feuerwehrmänner 94 Prozent).

P.S. Der coole Spot mit Kevin Costner hat 47.000 Euro gekostet.

Und: heute sind Landtagswahlen in Brandenburg.

Gedankenmacher im DNEWS24Podcast

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus Europa.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

Bild: München Tourismus Christian Kasper, freepic © DNEWS24

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